Theaterspiel in der 12. Klasse

Das sich ankündigende „Ichhafte“ in der Körpersprache erfährt im schauspielerischen Üben eine sachliche und objektive „Korrektur“ und Richtung, die der Schüler, anders als beispielsweise in Klasse 8, bewusst handhaben lernt.

Der Schüler gewinnt auf einer künstlerisch-sachlichen Ebene, die alles Moralisierende und von oben herab Belehrende von vornherein ausschließt, eine Straffung, Zielorientiertheit und Sicherheit, von der er mit Fug und Recht sagen kann, dass er sie sich selbst erarbeitet hat. Der Pädagoge ist im Idealfall „nur noch“ Begleiter.

Durch die Tatsache, dass (an Waldorfschulen) nicht nur ausgewählte Schülergruppen, sondern ganze Klassen diesen intensiven Prozess gemeinsam durchlaufen, erhält auch der sozialpädagogische Aspekt einen besonderen Stellenwert. Das Theaterspiel fordert die Teamfähigkeit und soziale Kompetenz in besonderer Weise. Auftretende Krisen während den Intensivproben sind zu überwinden.

Ein Theaterprojekt dauert in der Regel zwischen vier und fünf Wochen. Es kann in vier Arbeitsabschnitte eingeteilt werden:

  • Vorbereitung / Stückwahl (Thema) / Rollenbesetzung
  • Proben / Kostüme / Bühnenbild etc. (neben dem teilweise regulären Unterricht)
  • Intensivproben (z.B. 1 bis 2 Wochen ohne jeglichen weiteren Unterricht)
  • Aufführungen vor öffentlichem Publikum

Wichtig und auffallend ist, dass sich im Bereich der Theaterarbeit die Kompetenzebenen deutlicher überschneiden als in anderen Fachgebieten. Daher werden einige der genannten Kompetenzen in mehreren Sparten zu finden sein. Daneben „bedient“ sich das Theaterprojekt an einer Vielzahl von fächerübergreifenden Bereichen, womit es zu einem Spezialgebiet der „Überschau“ wird:

  • Kostüme (Fachbereich Handarbeit/Nähen
  • Bühnenbild (Fachbereich Handwerk)
  • Licht, Ton und Bühnentechnik (Fachbereiche Physik und Informationstechnik)
  • Pressearbeit (Fachbereich Deutsch)
  • Grafische Gestaltung Plakat/Flyer/Programmheft (Fachbereich Malen/Zeichnen)
  • Musik und Gesang (Fachbereich Musik)
  • Tanz, Bewegung, Choreographie (Fachbereich Eurythmie, sowie ggf. Tanz, Volkstanz außerhalb der Schule)
  • Maske (kann ggf. professionell von außen betreut werden)
  • Sponsoring (Fachbereich Wirtschaft)
  • Photographie / Film (Fachbereich Bildende Kunst)
  • Requisite
  • Inspizienz

Fachkompetenzen Theater

  • Kenntnis der Gattung Drama
  • Verständnis (Engagement) für Aktualität und Zeitlosigkeit dramatischer Themen und Fragestellungen
  • Stilempfinden im Gestalten der Rolle
  • Verfassen eines Stückes oder einer skizzierten Szenenabfolge mit selbst gewähltem Thema
  • Stückwahl (Thema) und Rollenbesetzung
  • Dramatische Literatur und deren gestalterische Umsetzungsmöglichkeiten (Lesen / vom Inhalt zur lebendigen Szene) einsetzen
  • Erüben sozialer Kompetenz im Rahmen der Stückfindung und Rollenbesetzung (Fremd- und Eigeneinschätzung/Menschenkenntnis)

Methodenkompetenzen Theater

  • Korrespondenz zwischen Gestik und Sprache anwenden
  • Sich im Raum orientieren, positionieren und bewusst bewegen
  • Nonverbale Interaktivitäten einsetzen
  • Regieanweisungen verstehen und umsetzen
  • Regieassistenz
  • Gedankliches Vorausgreifen im Sprechen und Wachheit für den Dialog entwickeln
  • Nutzen/Umsetzen der eigenen Kreativität
  • Stilempfinden im Gestalten der Rolle heranbilden

Sozialkompetenzen Theater

  • Stückwahl (Thema) und Rollenbesetzung
  • Einfühlungsvermögen
  • Sich im Raum orientieren, positionieren und bewusst bewegen
  • Fremd- und Eigeneinschätzung/Menschenkenntnis
  • Regieassistenz
  • Bereitschaft, sich auf „Grenzerfahrungen“ einzulassen (Durchhaltewille)
  • Verbindlichkeit in der Probenarbeit (Pünktlichkeit, Verlässlichkeit)
  • Behalten der Übersicht, auch in vielschichtigen und komplexen Zusammenhängen
  • Ruhe und Abstand in chaotischen oder menschlich schwierigen Situationen
  • Persönliche Vorlieben/Freundschaften zugunsten der Sache hinten anstellen

Selbstkompetenzen Theater

  • Gesunder und konstruktiver Umgang mit Kritik und allgemeinen Krisensituationen
  • Selbstvertrauen
  • Kreatives Potential prozessorientiert einsetzen
  • Einfühlungsvermögen
  • Sich im Raum orientieren, positionieren und bewusst bewegen
  • Die eigenen physischen und psychischen Grenzen einschätzen
  • Fremd- und Eigeneinschätzung/Menschenkenntnis
  • Gedankliches Vorausgreifen im Sprechen
  • Bereitschaft, sich auf „Grenzerfahrungen“ einzulassen (Durchhaltewille)
  • Verbindlichkeit in der Probenarbeit (Pünktlichkeit, Verlässlichkeit)
  • Behalten der Übersicht auch in Vielschichtigen und komplexen ZusammenhängenRuhe und Abstand in chaotischen oder menschlich schwierigen Situationen
  • Persönliche Vorlieben/Freundschaften zugunsten der Sache hinten anstellen